Es gibt Menschen, die behaupten, Familie, sei wie eine Freundschaft, die man sich nicht aussuchen kann, die man aber auch nicht los wird.
Irgendwie stimmt es: Manche Themen sind immer da. Plötzlich sind wir in der Mitte des Lebens und wir stellen fest, dass sich Muster im Streit oder bei Treffen mit der Familie wiederholen.
Die Kunst dennoch persönliches Wachstum zu ermöglichen, besteht darin, den Raum zu finden, in dem unsere Bindungen nicht in Frage gestellt werden, sondern Wandel möglich wird.
Überblick
1. Familie im Gepäck
"Du hast Dich verändert!", werfen sich Menschen in Familien einander vor. Dabei hat sich ein Geschwisterteil einfach nur gemeinsam mit der neuen Partnerin eine größere Wohnung genommen, oder träumt vielleicht von einem neuen Wohnort, Heirat oder einem Job im Ausland.
Es kommt vor, dass Mitglieder der Herkunftsfamilie solche Veränderungen als Bedrohung wahrnehmen. Es wird nicht die Entwicklung oder das Potential gesehen, sondern vor allem die Veränderung der Familienkonstellation.
Mir kommen aus meiner Beratungspraxis Beispiele in den Kopf:
Die Schwester hat einen neuen Freund. - Da wird jemand neues in das Familiensystem gebracht, der nicht den Vorstellungen der eigenen Familie entspricht.
Die Wahl eines bestimmten Berufes. - Kinder oder Geschwister verändern sich und entwickeln sich beruflich in eine Richtung, die in der Familie unüblich oder sogar als negativ bewertet werden.
Der Bruder zieht mit seiner Partnerin zusammen und die Veränderung bedeutet, dass der geliebte Bruder nicht mehr so verfügbar, interessiert oder aufmerksam sein kann wie in der Vergangenheit. Es entstehen Konkurrenzsituationen.
Die Werte und der Alltag unserer Herkunftsfamilie sind immer dabei. Verändert sich etwas, was nicht einer Prüfung der "noch akzeptierten Abweichung" standhält, kommt es zu Konflikten oder Abwehrreaktionen. Im systemischen Ansatz werden dieses Themen "Familienaufträge" genannt, die dann nicht mehr erfüllt scheinen.
Meine Klientinnen und Klienten wollen eigentlich keinen Konflikt mit der Familie. Der Konflikt erscheint jedoch unvermeidlich, wenn die Herkunftsfamilie bestimmte Veränderungen nicht mittragen will.
2. Warum lieben wir die Vergangenheit oft so sehr?
Gibt es gute oder schlechte Veränderungen?
"werd´ ich zum Augenblicke sagen: verweile doch! du bist so schön!"
So hat es Goethe einst in Faust sagen lassen. Veränderungen belasten unser Gehirn, erfordern Anpassungen und kosten letztlich Energie. Das ist eine simple, jedoch eingängige Erklärung, warum manche Lebensveränderung negativ aufgenommen wird. Gleichzeitig wissen wir, dass gewisse Anpassungsleistungen in der Evolution einen Vorteil bringen können. Unterschiede sind der Startpunkt für Bewegungen, so lautet ein Paradigma systemischer Beratung.
Die Frage ist immer, wie schnell und wie intensiv eine Veränderung geschieht und ob sie vom familiären Umfeld akzeptiert werden kann. Gibt es Gelegenheiten die Veränderungen abzuwehren, wird dieses zumindest oft erstmal ausprobiert. Das geschieht deshalb, weil es nicht den gelernten Normen und Werten unserer Herkunftsfamilie, also nicht dem Familienauftrag entspricht.
Von klein auf verändern wir uns. Oft sind die Veränderungen erwünscht, z.B. wenn ein Kind sprechen lernt oder es lernt, eigenständig zu essen. Was geschieht aber, wenn die Veränderung darin besteht, dass jüngere Geschwister die älteren im gemeinsamen Hobby überflügeln? Oder sie trotz geringerer Schulbildung finanziell erfolgreicher werden, als der Abiturient der Familie?
Kann man dann immer uneingeschränkt sagen: "ich freue mich für Dich?" - "Ich feiere mit Dir" oder "Ich will Dein Weggefährte bleiben?
Solche Ereignisse verändern die Ordnung im Familiensystem und sorgen für Irritationen.
Familie ist ein System von Werten, Maßstäben und Beziehungen, die unterschiedlich wandelbar sein können. Manchmal lässt Familie und Herkunft einen Wandel gar nicht zu, weil gewünscht wird, dass Dinge bleiben wie sie sind. Oder es existieren Zuschreibungen im Laufe der Kindheit, bei denen eine Loslösung immer mit einem Angriff auf das familiäre Auftragssystem verbunden ist.
Coaching und Familientherapie kann einen wichtigen Beitrag leisten, wenn das Leben einen Wandel ergeben hat, der einen solchen Leidensdruck erzeugt.
3. Profitieren oder demolieren
Es kann soweit gehen, dass Menschen das Gefühl haben, sich zwischen einer eigenen Weiterentwicklung und dem Familienfrieden entscheiden zu müssen. Die neue Partnerin wird dann schonmal in die Wüste geschickt, weil sie eben schon ein Kind aus erster Ehe hatte. Oder der neue Freund der Tochter lernt ein Handwerk und muss deshalb weichen, weil eben ein Schwiegersohn mit akademischer Bildung erwünscht war.
Der Ärger der damit verbunden sein kann, ist vorhersehbar. Das Gewicht eines drohenden Beziehungsabbruchs mit der Herkunftsfamilie wiegt schwer. Zumindest gelegentlich schwerer, als der Mut zu eigenen Entscheidungen zu stehen.
Neue Wege zu gehen kann sehr energieraubend sein. Besonders, wenn die Herkunftsfamilie einen hohen "Preis" festlegt - Wenn es ein ENTWEDER-ODER gibt. "Entweder der neue Freund - oder du kannst Weihnachten bei uns feiern..." könnte es dann heißen.
Oder - "Wenn Papa seine neue Frau zu Omas Geburtstag mitbringt, komme ich nicht mit". Bei diesen Alternativen sind seelische oder andere beeinträchtigende Kollateralschäden bei mindestens einer Person vorhersehbar.
Menschen neigen dazu anstatt in eine Abwägung und Analyse der eigenen Anteile zu gehen, eigene Entscheidungen zu rechtfertigen, indem Sie die Alternativen abwerten.
Es gibt dann nur noch einen einzigen Weg. Ein SOWOHL-ALS-AUCH wird immer kleiner. Oder man geht trotzig in ein JETZT-ERST-RECHT über und verliert die Reflexionsfähigkeiten.
4. Wie Coaching oder Familientherapie helfen kann
In einem Coaching oder einer Familientherapie wird eine Analyse der Muster aus der Herkunftsfamilie vorgenommen. Oft sind dort viele Ressourcen und Schätze zu finden, die Menschen stark gemacht haben. Gleichzeitig ist die Frage, wann die Dinge, die uns mitgegeben werden, uns unter neuen oder anderen Bedingungen schwächen:
Ist die Ordnungsliebe der Eltern einfach auch vom Kollegen oder der Kollegin zu erwarten?
Will ich in meiner neuen Partnerschaft die Rolle des kleinen Bruders behalten?
Sind alle Vorstellungen von einem "guten oder richtigen Leben" aus meiner Herkunftsfamilie zu allen Zeiten meines Lebens hilfreich?
Solche Fragenstellungen können durch professionelle Begleitung bearbeitet werden. Gelernte Muster können große Ressourcen im Leben sein. Besonders dann, wenn sie nicht automatisch auftauchen, sondern wenn ich als Person lerne, diese dann nutzen, wenn ich es bewusst tun möchte. Unterschiedlichste Methoden, wie die Arbeit am eigenen Genogramm, Entscheidungsetralemma und Aufstellungen helfen bei der Reflektion.
Der Weg zu eigenständigen und freien Entscheidungen wird dann frei.
Unterstützung bei Konflikten in der Familie
Als systemischer Coach in Karlsruhe konzentriere ich mich auf die Unterstützung von Menschen durch systemische Beratung und Coaching. Mein Ansatz basiert auf der systemischen Betrachtung von Problemen, die ich nicht als individuelle Defizite, sondern als Resultat der Bedingungen im sozialen Kontext eines Menschen sehe.
Dies umfasst das größere System um die Beziehung, einschließlich Familie und berufliches Umfeld. Als DGSF zertifizierter systemischer Familientherapeut und Berater biete ich Coaching, Paartherapie und Familientherapie an, die auf einer tiefgehenden Analyse, Ressourcenorientierung und individuellen Herangehensweisen basiert. Mein Ziel ist es, Menschen zu helfen, neue Perspektiven zu entdecken und ihre Beziehungen zu stärken. Ich glaube an das Potenzial jedes Menschen, Konflikte zu überwinden und eine gesündere Beziehungen zu entwickeln.
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